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Tchoukball

Volle Konzentration beim Tchoukball

Bei der Cronenberger Turngemeinde üben die Sportler Präzision und Reaktion bei der noch wenig bekannten Sportart

Von Alexandra Dulinski - (http://www.e-pages.dk/wzwuppertal/3150/article/1797126/27/2/external/?token=e2bc6990d4c0e8c89c3b32955f125e52)

Tchouk macht es – der Ball landet im Netz, prallt ab. Zwei Spieler versuchen ihn zu fangen, doch der Ball entgleitet ihren Händen, schlägt auf dem Boden auf. Punkt für die angreifende Mannschaft. Flott geht es weiter, ein Spieler wirft den Ball auf die andere Seite. Dort stehen die Mitspieler auch schon am „Frame“ bereit.
Beim Tchoukball der Cronenberger Turngemeinde geht es rasant zu. Doch was ist Tchoukball eigentlich? Tchouk beschreibt das Geräusch, das der Ball macht, wenn er am sogenannten Frame – einem Netz – auftrifft. „Tchoukball ist ein Ballsport, bei dem man wie beim Handball wirft. Wir werfen aber nicht auf Tore, sondern auf viereckige Rahmen. Von dem aus müssen wir den Ball auf den Boden bringen, um einen Punkt zu gewinnen“, erklärt Trainer Leon Kruschinski. Am Netz prallt der Ball ab. Bevor er den Boden dann berührt, versuchen die Verteidiger vom gegnerischen Team jedoch, ihn zu fangen. Gespielt wird dabei auf zwei Seiten. Ein wenig erinnert Tchoukball auch an Basket- und Volleyball. „Es ist eine Mischung aus allem“, sagt Kruschinski.Vor dem Beginn des Trainings ziehen sich die Spieler Knieschoner an. Denn in der Verteidigung werfen sie sich gerne mal auf die Knie, um den Ball in Bodennähe abzufangen. Körperbetont ist der Sport aber nicht. „Er ist kontaktlos. Man kann den Ball nur bekommen, indem man ihn fängt. Man darf aber auch nicht dazwischenspringen“, sagt Kruschinski. Maximal drei Bodenberührungen sind erlaubt, drei Pässe. Landet der Ball am Rahmen, hat das andere Team einen Freiwurf.Sieht doch eigentlich ganz einfach aus, denkt sich die WZ-Kollegin und versucht sich gleich selbst im Werfen. Doch der erste Ball geht gefühlte meterweit daneben, auch der zweite trifft den Frame nicht. Erst der dritte Wurf gelingt. Einfallswinkel ist gleich Ausfallswinkel, geht ihr durch den Kopf. Denn je flacher der Ball abprallt, desto schwieriger scheint es, ihn zu fangen. „Halte die Augen immer auf den Ball“, rät Isabell Kreuer, die den Ball den Spielern in der Vorübung zupasst. „Dann kannst du schneller reagieren, als wenn du auf den Frame schaust.“

Für sie war schnell klar, dass sie auch Tchoukball spielen will, nachdem sie ihn einmal als Zuschauer bei einer Deutschen Meisterschaft gesehen hat. „Ich liebe diesen Sport einfach. Er trainiert sowohl Kopf als auch Körper, weil man eine unglaubliche Reaktionszeit bekommt, wenn man Tchoukball spielt. Ich bin ein kleiner Tollpatsch und werfe oft Sachen runter. Aber seitdem ich Tchoukball spiele, fange ich sie alle wieder auf“, erzählt sie lachend. Tchoukball habe auch viel mit Konzentration zu tun. „Man muss immer die Augen auf dem Ball haben. Wenn man unkonzentriert ist, kann es auch mal zu Unfällen kommen.“ Und einen Ball im Gesicht haben möchte wirklich niemand.
Dass man sich konzentrieren muss, wird auch auf dem Spielfeld klar. Wer hat Angriff, wer muss verteidigen? Wo ist der Ball jetzt überhaupt? Die erste Viertelstunde des Spiels vergeht wie im Flug. Fragezeichen bei der WZ-Kollegin. Wie war das jetzt nochmal mit den Regeln? Vor dem Frame passen sich die Gegenspieler die Bälle zu, die Dreierkette der Verteidigung läuft abwechselnd nach links oder rechts. Isabell täuscht einen Abwurf an, passt dann aber doch zu Leon. Schneller als man gucken kann, landet der Ball auf dem Frame und springt auf den Boden. Punkt. Die Spieler klatschen sich ab.Im zweiten Spiel wird der Sport schon klarer. Dass man abwechselnd von Angriff in die Verteidigung geht, wird langsam zur Routine. Übung macht eben den Meister. Doch worauf kommt es an? „Zum Einen auf Reaktion, Präzision vor allem beim Werfen“, sagt Leon Kruschinski. Es sei nicht immer klug, hart und mittig auf den Frame zu werfen. „Am besten flach und von der Seite, weil der Ball dann flach auf den Boden kommt“, weiß er. Er sei dann deutlich schwerer zu fangen.In der Verteidigung muss man gucken, wie der Ball geworfen wird – hoch oder flach? Und Teamgeist spielt eine Rolle. Welcher Spieler spielt auf welcher Seite stark, kann besser mit links oder rechts zielen? Man muss sein Team kennen, sich abstimmen.

In der Halle spielt ein Team mit sieben Spielern. Auf dem Beachballfeld mit fünf. Leon Kruschinski erklärt, wieso: „Da ist das Feld kleiner. Durch den Sand hat man einen geringeren Absprung, dadurch fliegt der Ball nicht so weit.“ Männer und Frauen spielen beim Tchoukball gemeinsam. „Das ist eines der Aushängeschilder“, sagt Kruschinski. „Mädels können mit Präzision sehr gut fangen und werfen, die Männer werfen manchmal härter.“
Doch der Sport ist vergleichsweise unbekannt. „Es gibt Tchoukball noch nicht so lange in Deutschland, erst so seit 15 Jahren“, schätzt Leon Kruschinski. Noch sei der Sport im Aufbau. Die Cronenberger TG hat aber bereits eine Deutsche Meisterschaft gespielt, im Jahr 2019. „Wir sind mit zwei Mannschaften angetreten, mit einer sind sogar Zweiter geworden“, sagt der Trainer.

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